Eine Trageschwäche bei deinem Pferd kann ein Anzeichen für zu wenig Rumpfträgermuskulatur sein. Dein Pferd hat in diesem Fall nicht genügend Muskulatur aufgebaut, um seinen Körper richtig zu tragen und auszubalancieren. Man sieht hier häufig, dass der Brustkorb abgesackt ist, zwischen den Schulterblättern festhängt und der Rücken sich absenkt.
Das Pferd ist generell nicht dazu gemacht Last auf seinem Rücken zu tragen. Häufig wird falsch angenommen, dass der Rücken trainiert werden muss, um den Reiter tragen zu können. Dies ist jedoch nicht der Fall. Vielmehr müssen die unteren Muskelgruppen gut ausgebildet sein, damit die oberen Muskelgruppen entspannt sein können. Dies liegt daran, dass das Pferd kein Schlüsselbein besitzt und so der komplette Trageapparat von Sehen, Muskeln und Bändern gehalten wird. Wenn nun die unteren Muskelgruppen wie: Bauchmuskulatur, Brustmuskeln und Widerristheber nicht gut ausgebildet sind, muss die Rückenmuskulatur sich verspannen, um die Wirbelsäule zu schützen.
Die Bauchmuskulatur trägt einen großen Anteil dazu den Rücken aufzuwölben und frei schwingen zu lassen. Bei einer verspannten Rücken-, Hals- und Bauchmuskulatur oder aber auch bei zu wenig Muskulatur kann der Rumpf absacken und verschiebt sich zwischen die Schulterblätter. Zudem verliert das Pferd massiv an Dynamik, da der Rückenmuskel die Aufgabe hat, den Rücken frei zu bewegen und den Schub aus der Hinterhand nach vorne zu bringen. So kann der Schwung aus der Hinterhand nicht mehr gut nach vorne übertragen werden.
Pferde sind Überlebenskünstler und gleichen so gut wie alles durch Fehlhaltungen und Muskelverspannungen aus. Bocken und Ungehorsam wird häufig auf einen schlechten Tag oder schlechtes Verhalten geschoben, dies ist aber so gut wie nie der Fall. Man hat als Reiter die Verantwortung ein offenes Auge für den Körper und Bewegungsapparat seines Pferdes zu haben.
Es gibt viele Faktoren, welche mit in die Trageerschöpfung reinspielen, einige sind zum Beispiel:
- Keine oder schlecht gerittene Seitengänge und Biegungen
- Boxenhaltung und viel zu wenig Bewegung/Auslauf
- Viel zu junges Anreiten und falsche Zuchtauswahl
- Zu viel zu tiefes Reiten und Verwechselung von Schub mit Schwung
- Zu hohes Tempo bei vermehrtem Schub
- Eine- zu hohe Aufrichtung und Durchdrücken des Rückens
- Schlechtsitzende Sättel und falsche Verwendung von Zäumung und Ausbindern
- Zu lange und zu viele Reiteinheiten
Hier findest du weitere typische Symptome einer Trageerschöpfung:
- Verspannungen im Kiefer, Kopfbereich und Zahnprobleme
- Das Pferd steht rückständig
- Sehr starke Bemuskelung im Ellenbogen- und Unterarmbereich
- Gegenwehr bei Stellung und Biegung
- Blockaden des Übergangs an Halswirbelsäule zu Brustwirbelsäule
- Verklebte Faszienstrukturen im Bereich der Schulter
- Schlechtes Aufwölben der Lendenwirbelsäule
- Schlechte Dehnfähigkeiten der Vorder- und Hintergliedmaßen
Jedes Pferd ist ein einzigartiges Lebewesen. So muss auch ein individueller Plan erstellt werden, welcher in Zusammenarbeit mit deinem Physiotherapeuten, Tierarzt, Sattler, Hufschmied, Reitlehrer und Ernährungsberater zusammengestellt werden sollte.
Lies im Teil II mehr über Beispiele zur Bekämpfung der Trageerschöpfung.
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